Im Frühmittelalter zeichnete sich ein leichtes
Bevölkerungswachstum ab. Zwischen den Jahren 650 und 1000 beispielsweise verdoppelte sich die Einwohneranzahl (geschätzt) in Deutschland von 2 Mio. auf 4 Millionen (
Grafik dazu).
Einige wenige wurden zu dieser Zeit sesshaft, allerdings meist nur für kurze Zeit. Denn es wurde nur Wald gerodet, um Ackerland zu gewinnen, bis dieses wieder weniger einbrachte. Darauf folgte dann wieder die Verwilderung des Landes, und die Menschen zogen weiter.
Durch diese kurzfristigen Aktivitäten fand nur ein
kleiner Einfluss auf die Natur statt, und diese konnte sich schnell wieder regenerieren.
Im Frühmittelalter galt die
Natur oft als Feind, da der Wald u.a. mit Verwaldung drohte und der Mensch der Natur ausgeliefert und auf sie angewiesen war. Dieses Verständnis der Natur wird auch "
erste Natur" genannt. Mehr dazu aber später.
Holz wurde außerdem als Roh- und Baustoff (für Häuser usw.) sowie als Energieträger (Licht und Wärme durch Feuer) gebraucht.
Hochmittelalter (Mitte 11. Jhr. bis 1250)
Wie auch in der oben genannten
Grafik ablesbar ist, fand im Hochmittelalter ein
sehr starkes Bevölkerungswachstum statt.
Dies lässt sich mit der zu dieser Zeit aufkommenden
Dreifelderwirtschaft erklären, durch die höhere und weitaus effizientere Ernten erzielt wurden. Mit den höheren Erträgen ließ sich die Bevölkerung besser ernähren.
Durch die Dreifelderwirtschaft und steinerne Bauten wurden die Menschen sesshaft. Ihre Äcker wurden nicht mehr so leicht ausgebeutet, weshalb sie länger an einem Ort verweilen konnten.
Mit der Sesshaftigkeit kam aber auch eine Abhängigkeit vom Adel (usw.) einher, denen das Land gehörte. Folglich mussten Abgaben geleistet werden.
Durch das Bevölkerungswachstum begann man zudem mit dem Landesausbau in Osteuropa.
Auch boomte der Bergbau. Dieser förderte das Stadtwachstum, da Erzverhüttung zuzog und die Münzproduktion Währungsmittel für den Markt in der Stadt bot.
Der Bergbau förderte aber auch die Waldrodung, da Holz für den Ausbau der Stollen (als Stützen), für Abwasserleitungen in den Gruben und für die Erzverhüttung benötigt wurde.
Der Wald bzw. dessen Holz diente zusätzlich immer noch als Roh- und Baustoff, Energiequelle und bildete die Nahrungsgrundlage für Wildtiere oder für Menschen (Pflanzen wie Beeren o.ä. im Wald).
Der Bergbau brachte aber auch Gefahren mit sich, wie z.B. Vergiftung durch Schwermetalle, die beim Graben frei wurden oder sonstige Grubenunfälle.
Einher mit der Dreifelderwirtschaft kam das Verständnis der "
zweiten Natur", da die Natur zur Nutz- und Ackerlandschaft wurde und somit
vom Menschen beeinflusst wurde.
Zunächst nahmen die Menschen kaum Rücksicht auf die Natur, was sich aber schnell änderte. Man begann mit Aufforstung und Schutzplänen, um die Natur zu schonen.
Ein tatsächlicher Schutz des Waldes fand aber erst ab dem 18. Jahrhundert statt.
Spätmittelalter (1250 bis 1500)
Am Anfang des 14. Jahrhunderts sanken die Ernteerträge, wodurch das Ernährungssystem instabil wurde und leicht erschüttert werden konnte.
Dadurch fielen die Bevölkerungszahlen sehr stark ab (
Grafik).
Das Massensterben und die Stadtflucht (obwohl dort auch niedrige Hygiene herrschte) führten zu sog. "
Wüstungen": Dörfer und Höfe wurden verlassen, weshalb sie wüst lagen und Äcker unbestellt waren. Die Natur holte sich diese Orte zurück.
Zeitgleich damit ging auch der
Bergbau stark zurück, wahrscheinlich durch die oben genannten Gründe und möglicherweise auch zu wenig Holz.
Im 16. Jahrhundert setzte der Bergbau aber wieder ein.
Wandel des Naturverständnisses
Damit zeichnet sich ein
Wandel im Verständnis und Verhältnis des Menschen zur Natur ab.
Zunächst sah man die Natur als Feind an (
erste Natur) und
bekämpfte sie mit allen Mitteln. Dann aber, zum Ende des Hochmittelalters kam das Verständnis einer beeinflussbaren Natur auf (
zweite Natur), und die Menschen versuchten teilweise, die Natur zu
schützen.
[--> Mehr zum Leben im Mittelalter erfahrt ihr übrigens auch hier.]
Quellen
Stand der folgenden Quellen, sowie der im Text, ist das Veröffentlichungsdatum dieses Artikels.